Berlin: Spannende unterwelt

Ehemaliger Flughafen Tempelhof

Im Bezirk „Tempelhof“, befindet sich das größte Baudenkmal Europa, den gleichnamigen, ehemaligen Flughafen „Tempelhof“ mit einer Größe von 1, 2 Kilometer. Der Flugbetrieb wurde im Jahr 2008 eingestellt und bereits zwei Jahre danach, am 8. Mai 2010, wurde das „Tempelhofer Rollfeld“ eröffnet. Die größte Innerstädtische Freifläche der Welt lockt mit einer Fläche von 355 Hektar täglich unzählige Besucher an, welche auf den ehemaligen Start- und Landebahnen spazieren gehen, joggen oder einfach nur die Stille und die Ruhe mitten in der Stadt geniesen. Mich faszinierten vor allem die zahlreichen Bodenmarkierungen auf dem ehemaligen Rollfeld, sowie die hinterbliebenen Tafeln und Hinweisschilder, welche dem Flugbetrieb dienten.

 

1934 begannen auf Betreiben der Nationalsozialisten die Planungen für einen Großflughafen, welcher Teil der Stadtumgestaltung war, wonach Hitler Berlin zur Welthauptstadt „Germania“ umbauen wollte. Im Jahr 1936 einstand unter dem Architekten Ernst Sagebiel das damalige größte Gebäude der Welt, welches die Macht der Nationalsozialisten repräsentieren sollte. Auf dem Dach der Hangar waren Tribünen für bis zu 65.000 Leute vorgesehen, für Veranstaltungen wie zum Beispiel Flugshows. Um die moderne Stahl- und Stahlbetonkonstruktion zu verdecken, wurde die Fassade mit Natursandstein verkleidet. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden die großen Arbeiten in weiterer Folge eingestellt.  Der Flughafen wurde erst in den 1960er Jahren fertiggestellt.

 

In dem dreigeschossigen Kellerlabyrinth lassen sich noch zahlreiche „Stumme Zeugen“ des Zweiten Weltkrieges entdecken, wie zum Beispiel über 200 Luftschutzbunker, welche der Flughafen Belegschaft und in späterer Folge auch der Bevölkerung das Überleben während der Luftangriffen sicherte. Auch die Eisenbahntrasse, welche die Haupthalle als Tunnel unterquert - in der während des Zweiten Weltkrieges Jagdflugzeuge vom Typ „Focke-Wulf 190" produziert worden sind - , kann man heute im Rahmen einer Führung besichtigen. Neben den vielen klassischen Luftschutzräumen (gasdichte Stahltüren, Überdruckventilen und Notausgängen) befindet sich im Dritten Kellergeschoss einer der "spannendsten" Bunker, welcher durch viele Karikaturen frei von Wilhelm Busch an der Wand verziert ist.

 

Die Zeichnungen und Sprüche sollten die Bevölkerung von dem tristen Kriegsalltag ablenken und die Stimmung aufheitern. Die Idee ist in der Praxis jedoch nicht ganz aufgeblüht, da teilweise die Leute mehrere Stunden auf engstem Raum eingepfercht waren, und so die Zeichnungen in den Hintergrund gerückt sind. Der sogenannte „Film-Bunker“ oder „Dokumenten-Bunker“ war für mich der spannendste Teil der Führung, da es sich hierbei um einen zweistöckigen Bunker handelt, welcher komplett ausgebrannt ist. Zahlreiche Mythen rangen sich um den Grund für diesen Großbrand, welcher tagelang gedauert haben musste. Teilweise ist die komplette dicke Betondecke abgebrannt und zu sehen sind auch nur mehr die Stahlträger.

 

Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit wenn man das historische Gebäude durchwandert. In den Luftschutzräumen und dem scheinbar endlosen Kellerlabyrinth des ehemaligen Flughafen ist die Aura der Vergangenheit noch spürbar und zum Greifen nah. (Lukas Arnold)


Mehrzweckanlage Kudamm-karree

Berlin ist eine Stadt, die sich ständig entwickelt und sich neu erfindet. Trotzdem hängt der Hauch der Vergangenheit noch in der Luft und man kann an einigen Orten Berlins noch historische Zeugnisse vergangener Tage entdecken und besichtigen.

Im Berliner Ortsteil Charlottenburg besuchte ich die Mehrzweckanlage Kudamm-Karree, welche eine Bunkeranlage im Zweiten Untergeschoss einer Tiefgarage ist und im Zuge der Errichtung des Gebäudekomplexes "Kudamm-Karree" erbaut worden war. Auf Anordnung des Bezirkamtes, hätte sich das Parkdeck zu einem zivilen Schutzraum für 3592 Personen umbauen lassen.

Im Rahmen einer Führung des Museums "The Story of Berlin" besichtigte ich diese, für den damaligen Stand, sehr moderne Mehrzweckanlage. Es ging mehrere Stufen abwärts, ehe wir uns schon in einem der vier Haupteingänge aufhalten, welche sich in den Ecken der 3490 Quadratmeter großen Anlagen befinden. Durch die Gasschleuse, in der im Ernstfall alle Personen hätten passieren müssen, um in den Schutzraum zu Gelangen, ging es direkt in die Bunkeranlage. Im Katastrophenfall hätte sich jede schutzsuchende Person entkleiden und sich abduschen müssen, da im Falle einer Kontaminierung keine giftigen Stoffe in den Bunker kommen dürften. An den Wänden konnte ich noch das Hinweisschild "Please undress completely and then shower" entdeckten. 

 

Da die Anlage auch als Garage diente, waren Markierungen angebracht, dass im Falle einer Belegung des Bunkers, die Betten eng und somit Platzsparend aneinander gestellt werden mussten, damit 3592 Personen Schutz suchen hätten können. Die Betten standen so eng aneinander, dass der Durchgang nicht einmal einen Meter breit war. Ebenso waren die sanitären Einrichtungen sehr platzsparend angeordnet. Zum Glück kam es nie zu einer nuklearen Katastrophe und der Bevölkerung wurde ein Aufenthalt in so einer ABC-Anlage erspart. (Lukas Arnold)